„Sunny“

Das ist „Sunny“, ein 19-jähriger Paint-Wallach, der für ein paar Wochen bei uns zu Gast ist.

Er bringt einige „Baustellen“ mit: Lungenprobleme, Trageerschöpfung, schlechte Hufsituation, Darmprobleme um nur einiges zu nennen. „Sunny“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Probleme sich gegenseitig bedingen und sich nach und nach hochschaukeln, bis man sich in einem Teufelskreis befindet, aus dem man ohne Hilfe nicht mehr herauskommt. Bei dem Wallach ist es sogar schon soweit gekommen, dass er Probleme mit dem „Hufrollen-Komplex“ entwickelte. Auf dem einem Vorderbein vor 10 Jahren und auf dem anderen Vorderbein vor 2 Jahren wurde eine sog. „Neurektomie“, also ein Nervenschnitt vorgenommen.

Auf der seitlichen Ansicht erkennt man deutlich die Trageerschöpfung mit nach vorne-unten gesunkenem Thorax, rückständigen Vorderbeinen, schlecht bemuskelter und überbauter Hinterhand, ausgeprägtem Unterhals und verspannter Bauchmuskulatur. Seine angespannte Gesichtsmuskulatur deutet auf Kopfschmerzen hin. Die Vermutung wurde bei den ersten Behandlungen verstärkt, er hatte zahlreiche Blockaden im Kopfbereich, eine Schädelasymmetrie und schmerzhafte Verspannungen der Kaumuskulatur.

Sunny hat eine sehr komplexe Schiefe entwickelt – u. A. eine Rotation im vorderen Brustbereich – deutlich sichtbar an der Position des Brustbeines und der unterschiedlichen Position der Schulterblätter. Hieraus ergibt sich auch eine abweichende Stellung der Vorderbeine: das linke Vorderbein steht weiter außen – kompensatorische Anspannung und deutlich ausgeprägtere Brustmuskulatur links.

Die Schiefe zieht sich durch bis zur Hinterhand. Rechts ist ein regelrechter Muskelschwund erkennbar. Die Rotations- und Seitneigungsabweichung ist durch die unterschiedliche Höhe der Kreuzhöcker erkennbar.

Die Hufe des Wallachs weisen massiv untergeschobene Trachten auf. Allein untergeschobene Trachten können ein Pferd in die Trageerschöpfung führen, da die „Stoßdämpfungsmechanismen“ komplett ausgeschaltet werden. Der Spezialbeschlag mit den Keilen, der die geschädigten Strukturen der Hufrolle unterstützen sollen, haben leider einen gegenteiligen Effekt. Es mag sein, dass nach der OP dieser Beschlag sinnvoll war. Jedoch gilt das immer nur temporär. Lässt man einen orthopädischen Beschlag zu lange drauf, hat man meist mehr Schaden als Nutzen. Inzwischen belastet Sunny nämlich nur noch einen sehr geringen Teil seines Hufes und hat sichtlich Schmerzen.

Das Hauptaugenmerk liegt bei dem Paint auf der Entlastung der Vorderbeine, ein Herausführen aus der Trageerschöpfung und eine gleichmäßigere Belastung durch Ausgleich der Schiefe.