„Cheval Intensiv“-Aufenthalt von „Caro“

Heute stellen wir euch einmal ausführlich vor, wie ein 2-wöchiger „Cheval-intensiv“-Aufenthalt bei uns abläuft. Als Beispiel dient die 19-jährige Paintstute „Caro“, die über Weihnachten und den Jahreswechsel bei uns war.

Caro wurde die letzten Jahre nur wenig gearbeitet und wenn dann fast ausschließlich im Gelände geritten. In letzter Zeit war sie immer mal wieder vorne lahm. Ihre Reitbeteiligung brachte sie zu uns, da sie Sorge hat, dass die Vorhandprobleme schlimmer werden und die Stute nicht mehr lange geritten werden kann. Wie gehen wir in diesem Fall vor? Die 14 Tage Cheval-intensiv sind natürlich nicht dazu da, die Muskulatur komplett umzubauen und alle Probleme zu lösen. Wir wollen die Ursachen aufdecken und möglichst viel „ins Rollen bringen“.

Wenn man das Pferd im Stand betrachtet, fallen folgende Dinge auf (wir beschränken uns auf das Wichtigste/Deutlichste):

  • Brustkorb nach vorne-unten abgesunken
  • vordere Widerristpartie druckschmerzhaft
  • Beweglichkeit der ges. WS eingeschränkt, Rücken abgesunken
  • rechte Vorhand wird stärker belastet, hier hat sie deutlich mehr Gewicht
  • starke Schiefe, v. a. erkennbar am Übergang Hals-Rücken, Widerristbereich; unterschiedliche Stellung der Schulterblätter
  • sehr langer Rücken, durch den abgesunkenen Brustkorb wirken die Vorderbein noch kürzer; kurzer, relativ massiger Hals; im Vergleich schwache Hinterhand

In Bewegung fällt auf, dass Caro mit dem Brustkorb noch mehr nach vorne-unten durchhängt.

  • wenn sie den Kopf senkt, taucht sie mit geradem Hals nach unten ab (kein Spannungsbogen). Dieses Muster ist auch auf der Koppel beim Grasen sichtbar – deshalb hebt sich der Rücken auch nicht an.
  • Caro ermüdet sehr schnell – hat auch nach dem Arbeiten (mit Augenmerk auf Anheben des Brustkorbes, Biegearbeit) deutlich Muskelkater
  • Bewegungseinschränkung des rechten Schultergelenks, Schulterheben VR fällt ihr schwer

Bei der Ganganalyse sieht man außerdem eine Lahmheit VR beim Bergaufgehen. „Seiltänzergang“ der Vorhand, besonders rechts (vermutlich auf die hohe Spannung der Brustmuskulatur zurückzuführen).

Abschließend gehört für uns immer dazu die Aurüstung zu checken und zu erfragen, wie das Pferd zu Hause gehalten wird. Bei Caro kam hier folgendes heraus:

  • da ihr Westernsattel sehr schwer ist und nicht mehr passend wird sie mit einem Sattelkissen geritten
  • das verwendete Sattelkissen sitzt ganz eng im Widerristbereich an und drückt. Genau dieser Bereich ist schmerzempfindlich. Durch die Gurtbefestigung weit vorne am Sattelkissen liegt das Kissen nicht stabil im Schwerpunkt
  • Caro legt sich wenig/selten hin – zur Entlastung der Vorhand sind diese Ruhephasen allerdings sehr wichtig!

Tipps für zu Hause / An was wir gearbeitet haben

  • Empfehlung neues Sattelkissen, das besser passt und den vorderen Widerristbereich ausspart, anatomischer Sattelgurt zur besseren Druckverteilung empfohlen. (Ein gut passender Sattel wäre einem Sattelkissen aber immer vorzuziehen)
  • Empfehlung: Anreiz schaffen zum Hinlegen
  • Arbeit an der Biegung und Stellung an der Hand im Stand
  • Anheben des Brustkorbes im Stehen
  • Arbeit an der Biegung und Stellung beim Reiten, dabei auf eine korrekte Kopfhaltung achten (nicht abtauchen lassen)
  • Physiotherapeutische Übungen: Lockern der Brustmuskulatur, Halsmuskulatur, Schüttelungen, Mobilisation der Schultergelenke, isometrische Spannungsübungen, taktile Reize zur Gewichtsverlagerung an der Vorhand, Schaukelbewegungen CTÜ, Körperband und Balancematte

Ihre Reitbeteiligung war erstaunt, was wir in den 2 Wochen alles aufdecken und verbessern konnten und geht hochmotiviert nach Hause. So soll das sein :-)

Für Euch wäre das auch was? Ab April haben wir wieder Plätze frei!